Die Jagd nach dem Nebel
Es ist Oktober 2024, der Herbst hat die Schweiz fest im Griff. Der ständige Nebel und die kühlen Temperaturen drückt bei vielen Menschen auf die Stimmung. Nicht so bei uns. Unsere täglichen Arbeitswege führen uns von den sonnigen Bergen ins graue Flachland. Während wir unterwegs sind, brechen die ersten Sonnenstrahlen durch die Nebeldecke - ein Bild, das uns jedes Mal aufs Neue fasziniert. Die Lücken im Nebel bringen die interessantesten Motive zum Vorschein. Der Nebel bewegt sich schnell. Wenn wir doch nur die Zeit hätten, den perfekten Moment abzuwarten - doch die Arbeit ruft.
So ergeht es uns in diesem Herbst fast täglich. Wir, Erik und Roger, sind zwei leidenschaftliche Fotografen aus der Schweiz, verdienen unser Geld als Informatiker und Softwareentwickler.
An den Wochenenden packen wir unsere Kameras und ziehen los. Unzählige Male sind wir an unsere Lieblingsorte gefahren, haben unsere Arbeitswege nachgestellt, dieselben Orte zur selben Zeit besucht. Und der Nebel? Der Nebel ist am Wochenende nie da.
Die Eindrücke aus den vergangenen Wochen lassen uns nicht los. Wir bleiben dran und beschliessen ein weiteres Mal, uns auf die Suche nach dem Nebel zu machen. Die Wettervorhersage ist unser Kompass, sie sagt uns wo. Dieses Mal verspricht sie Nebel über dem Zürichsee.
Es ist Samstag 04:30 Uhr, der Wecker klingelt. Mit unseren Kameras in der Tasche und der Vorstellung vom perfekten Bild im Kopf machen wir uns auf den Weg. Die Strassen sind noch leer, der Himmel ist klar und die Nacht wunderschön - genau das Gegenteil von dem, was wir uns erhofft hatten. Langsam nähern wir uns dem Zürichsee, sehen können wir ihn aber nicht. Wir freuen uns, denn eine dicke Nebeldecke hat den Zürichsee komplett verschlungen. Wir müssen uns beeilen und machen uns sofort auf die Suche nach einem Motiv.
Der Nebel schlängelt sich durch die hüglige Landschaft.
Roger | |
Sony a7R-V | |
Sigma F5-6.3 150-600 DG DN | |
8 | |
100 | |
1/160s | |
410mm |
Der Nebel bewegt sich schnell. Schon nach wenigen Minuten sind wir vollständig im Nebel verschwunden und können nichts mehr sehen. Wir packen unsere Sachen, fahren weiter und halten immer wieder an, um uns neu zu orientieren. Schliesslich flüchten wir in die Berge, das Auto lassen wir stehen und gehen zu Fuss weiter.
Nach einer halben Stunde erreichen wir eine Lichtung. Der Sonnenaufgang ist längst vorbei, doch vor uns entfaltet sich eine hügelige Landschaft, die sich durch den Nebel schlängelt. Endlich schiessen wir die ersten Bilder. Eine innere Ruhe kehrt ein. Erik möchte die Stille in Schwarz-Weiss festhalten und findet im einen Baum, der einsam aus dem Nebel ragt. Roger hingegen sucht nach den letzten Farben des Herbstes, die durch den Nebel hindurch schimmern.
Das ist, was die Fotografie für uns bedeutet. Das Abenteuer für das perfekte Bild und die Ruhe, die wir dabei finden.
Der Nebel verschlingt einen Baum - ein geheimnisvoller und ruhiger Moment voller Erhabenheit und Stille.
Erik | |
Sony a7-IV | |
Sony FE F4.5-5.6 100-400 GM | |
11 | |
200 | |
1/800s | |
367mm |
Der nächste Versuch
Eine Woche später führt uns unser Weg zum Pfäffikersee. Diesmal scheint alles von Anfang an perfekt zu passen. Schon während der Fahrt tauchen wir immer tiefer in eine geheimnisvolle Atmosphäre ein. Mit jedem Kilometer, den wir unserem Ziel näher kommen, wird der Nebel dichter, und die Welt um uns herum stiller.
Am See angekommen, stockt uns der Atem. Der dichte Nebel verschmilzt Himmel und Wasser zu einer einzigen, unendlichen Weite. Es fühlt sich an, als hätten wir eine andere Welt betreten.
Wir stehen wie gebannt am Ufer und lassen die Stille auf uns wirken. Im Hintergrund hören wir, wie sich zwei Fischer auf den Weg machen. Der dichte Nebel lässt uns nur erahnen, was genau vor sich geht. Dieses mal dauert es nicht lange, bis wir ein Motiv gefunden haben.
Roger klettert auf einen Steg und richtet seine Kamera auf drei einsame Boote, die ganz friedlich im Nebel zu schweben scheinen.
Drei Boote liegen im dichten Nebel auf einem See.
Roger | |
Sony a7R-V | |
Sony FE F1.2 50 GM | |
16 | |
100 | |
5s | |
50mm |
Erik hingegen wird von den klaren Strukturen der Pfähle und Bojen angezogen, die ruhig und unaufdringlich aus dem Wasser ragen. Er strebt ein Fine-Art-Motiv an, das eine Atmosphäre der Ruhe und Klarheit vermittelt.
Nach Stunden intensiver Arbeit, bahnt sich die Sonne langsam ihren Weg durch den dichten Nebel, der sich allmählich auflöst. Mit vollen Speicherkarten und einem Gefühl der Erfüllung kehren wir zurück in die Realität. In einem nahegelegenen Café genießen wir den Duft von frisch gebrühtem Kaffee und einem Stück Kuchen - der perfekte Abschluss für diesen außergewöhnlichen Morgen.
Dieser Tag hat uns gezeigt, wie wertvoll es ist, hartnäckig zu bleiben. Wir haben einmal mehr gelernt, dass die Natur uns immer wieder auf unerwartete Weise überrascht und dass es sich lohnt, sich auf das Abenteuer einzulassen - auch wenn nicht jedes Mal alles nach Plan läuft. Am Ende sind es Tage wie diese, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Spiegelglattes Wasser und Nebel umgeben mehreren Pfosten, die ruhig und still aus der Oberfläche ragen - Fine Art Fotografie, die Ruhe und Klarheit ausstrahlt.
Erik | |
Sony a7-IV | |
Sony FE F4 24-105 G | |
18 | |
100 | |
10s | |
50mm |